Berichte
11.12.2009 - GUSP ADVENTLAGER 2009
Lipplgut

„Alle Jahre Wieder“ – Obwohl diese drei Worte auf die meisten unserer Lager Anwendung finden könnten, sind sie hinsichtlich ihres Ursprungs in einem einschlägig bekannten Weihnachtslied, gerade im Zusammenhang mit unserem alljährlichen Adventlager, eine ausgesprochen passende Einleitung. Wie alle Jahre also, näherte sich die kerzenerleuchtete, besinnliche und leider auch etwas konsumschwangere Weihnachtszeit mit großen Schritten und mit ihr der Wunsch, dem ganzen Trubel mal für ein Wochenende zu entfliehen. Dieser Wunsch war Vater des Adventlagergedankens, eben ein ruhiges und gemütliches Lager zu veranstalten, welches dieser friedlichen Jahreszeit, in der unsere gebeutelte Natur bis zum Frühling in kühlem Schlummer liegt, ein wenig Rechnung trägt. Nun weiß jeder, der unsere lieben Kinder kennt, dass dieses Unterfangen praktisch zum Scheitern verurteilt ist. Und so machen wir, was wir am besten können: Improvisieren. Herausgekommen ist ein Lager, das immerhin nach Kindermaßstäben als ruhig gelten kann und das gute Gefühl, auch den Eltern ein wohlverdientes, gemütliches Adventwochenende beschert zu haben.

Dieses Jahr war wieder das Lipplgut, unser angestammter Hauslagerplatz, das Domizil unserer Fahrt und am Abend des 11. Dezembers nahmen die fast etwas unglaublichen Ereignisse, von denen ich gleich berichten werde, ihren Anfang.

Wie etwas erfahrenere Müllner Pfadfinder wissen, ist es im Luftraum über dem Lipplgut schon zu dem einen oder anderen bemerkenswerten Zwischenfall gekommen, weswegen wir normalerweise nicht sonderlich überrascht sind, wenn uns der Bermudadreieckartige Effekt des Lagerplatzes einen seltsamen oder exotischen Besucher beschert (siehe vergangene Lagerberichte). In diesem Advent war das Opfer jedoch eines, dessen Prominenz nur mehr schwer zu überbieten sein dürfte: das Christkind! Schockiert nahmen wir unseren völlig desorientierten und unterkühlten Überraschungsgast also mit ins warme Haus und trachteten seine Lebensgeister mit einer heißen Schokolade wieder zu wecken. Hier offenbarte sich uns erst das wahre Ausmaß der Tragödie, denn unser Christkind hatte beim Absturz sein Gedächtnis verloren! Unnötig zu erwähnen, dass ein amnesisches Christkind das Aus für das diesjährige Weihnachten bedeutet hätte. So diskutierten wir fieberhaft, um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden. Wir einigten uns auf die bewährte südkalifornische Behandlung der Amnesie, also dem Gedächtnis des Patienten mit Elementen seines Alltags auf die Sprünge zu helfen. So wurden den ganzen Samstag Weihnachtslieder gesungen, Kekse gebacken, Wunschzettel geschrieben und Christbaumschmuck gebastelt. Letzterer im speziellen, um einen großen Christbaum zu schmücken, dessen Glanz, so unsere Hoffnung, dem Christkind auf jeden Fall die Erinnerung an Weihnachten wiedergeben musste! Als wir dann am Abend einen großen Fackelkreis um unseren Christbaum bildeten und in diesem Licht eine Weile schweigend standen, dünkte unserem Christkind endlich seine ehrwürdige Vergangenheit und seine bedeutsamen Aufgaben. Nicht ohne uns einen besonders reichen Weihnachtsabend für unsere Hilfe in Aussicht zu stellen, verabschiedete sich das Christkind bald voller Dankbarkeit, musste es doch die vertane Zeit wieder herein arbeiten. Wir genossen hernach noch einen vergnüglichen Abend bei Keksen und Tee mit dem guten Gefühl Weihnachten gerettet zu haben.

Am nächsten Morgen säuberten wir unsere vorübergehende Wohnstatt noch gründlich nach Pfadfinderart und kehrten mit weihnachtlicher Vorfreude am dritten Adventsonntag zurück in heimatliche Gefilde.