Berichte
02.10.2010 - ÜBERSTELLUNGSLAGER
Lippglut

Auch heuer traf sich eine sehr ansehnliche Gruppe Müllner Pfadfinderinnen und Pfadfinderinnen am Lipplgut, um einige verdiente Mitglieder in den Jungbrunnen zu werfen. Denn von Biber bis CaEx wurde wieder einmal eine stolze Anzahl von „zu alt“ zu „sehr jung“ (in der nächsten Stufe) umgewandelt.

Bei den Bibern mussten schwierige Hindernisse – ein Tunnel, eine schwindlige Leiter und ein wackliger Balken über einen Bach – überwunden werden, um von Bibertown, nach WiWötown zu gelangen und von Balu empfangen zu werden. (Dieser hatte übrigens eigenartig weiße Beine). Selbst schwere grippale Infekte konnten die unerschrockenen Jungwiwö nicht davon abhalten, an diesem Happening teilzunehmen. Für einige gab es dann im Anschluss die erste echte Pfadfinderlagernacht.

Rekordverdächtig war das Tempo, mit dem die WiWö zu GuSp wurden. Eine steile Seilrutsche brachte sie durch Gestrüpp und Gemüse und über einen tiefen Wassergraben mit Fullspeed in die neue Stufe. Auch hier winkte eine erste Nacht und zwar die erste in einem Pfadfinderzelt. Eine Blitzumfrage nach dieser Nacht ergab, dass sie zwar voll super war, die Heizung allerdings nicht richtig eingestellt war. Angeblich soll es etwas kühl gewesen sein, was allerdings der Schreiber dieser Zeilen angesichts von Plusgraden nicht ganz verstanden hat.

Die Nacht selbst haben die GuSp benötigt, um CaEx zu werden. Sie wurden mit verbundenen Augen und in ihrer Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt in den tiefen Wald geführt, wo sie von gar schrecklichen Gestalten erschreckt und in ihre neue Stufe gescheucht wurden. Für einige waren die nächtlichen Plagen dann noch gar nicht vorbei, denn unbekannte Täter haben sie nächtlings, heimlich und tückisch durch unbefugten Zeltabbau obdachlos gemacht.

Wie immer am schlimmsten erwischte es dann die RaRoanwärter. Zwar wurde auf dringende Intervention durch die Gruppenleitung die eigentliche Überstellung entscheidend entschärft. Lediglich eine kleine Wippe musste überwunden werden und die Wasserspende war diesmal rein symbolisch. Allerdings ergab eine sofort im Anschluss durchgeführte Inspektion, dass alle drei nunmehrigen Jungraro (so genannte „Gulus“), das rote Buch nicht dabei hatten (das sie noch gar nicht bekommen hatten, Anm. d. Red.), was allerdings das schlimmste Vergehen in der RaRostufe darstellt. Also wurde eiligst ein Schubtruhnal einberufen. Für alle, die nicht wissen sollten, was das sei, eine kurze Erläuterung: Es handelt sich um eine Art Gerichtsverhandlung im Zeichen der Schubtruhe, welche den Müllner RaRo seit Jahrzehnten heilig ist. Praktischerweise sind Richter und Staatsanwalt ident und in der Regel die Stufenleitung selbst. Beisitzer sind Ausgereifte, also altgediente RaRo, die wissen, dass die Entscheidung des Oberrichters unumstößlich ist. Auch die Pflichtverteidiger bemühen sich selbstverständlich verzweifelt um ihre Mandanten, nämlich dass sie – die ja schuldig sind –, auch fairerweise schuldig gesprochen werden. Lästige Berufungen kommen daher auch so gut wie nie vor, weil sie ohnehin nur zu einer Verdoppelung der Strafe führen können. Sämtliche Sitzungen sind öffentlich und für alle Nichtangeklagten ein Gaudium. Besagtes Publikum darf manchmal dann auch noch an der Bestrafung mitwirken, wie auch diesmal. Langer Schreibe kurzer Sinn: Die Deliquenten wurden unter der Oberaufsicht von Drillsergeant Pia mindestens so schmutzig und so nass wie alle ihre unglücklichen Vorgänger und Vorgängerinnen in früheren Jahren. Allerdings war das auch die Eintrittskarte in die früher unzugängliche RaRobar, weshalb die Nacht für diese Überstellten ohnehin ganz kurz wurde.

Bleibt noch zu berichten, dass das letzte Woche ins Regenwasser gefallene Eröffnungslager nachgeholt wurde, dass Jana Philip (GuSp) zur sozialsten Pfadfinderin des Lagers gekürt wurde und jede Menge Spaß und Action das Kennenlernen der neuen Freunde in den Stufen erleichtert hat und uns wieder einmal sehr zuversichtlich auf ein schönes und interessantes Arbeitsjahr 2010/2011 machte.

Als einziger Wermutstropfen bleibt dem Schreiber dieser Zeilen, dass es für Seniorgruppenleiter leider keinen Jungbrunnen mehr gibt.

(Kerschi)